Jägerpfade von Charly89 (Ein Horizon Zero Dawn MSP) ================================================================================ Kapitel 24: Selbstversorgung ---------------------------- Mein Blick fällt auf die Überreste dessen, was vermutlich mal ein Lagerfeuer war. Ich muss unbedingt Holz sammeln und … Feuer machen. Ich sacke innerlich zusammen. Das große Feuer vor Rots` Haus hat dauerhaft gebrannt, daher musste niemand ein Feuer in Gang bringen. Im Gegensatz zu mir jetzt. Mist! Nun gut, eins nachdem anderen. Erstmal Holz und etwas leicht entzündliches organisieren und dann sehen wir weiter. Ich lasse die Decke hier, meine Tasche nehme ich aber mit. Sicher ist sicher. Es geht die Felsen wieder hinunter, was meiner Schulter echt zu schaffen macht. Zwischen den Bäumen sammle ich Holz, oder besser: Stöcke. Groß andere Möglichkeit habe ich ohne Axt nicht. Und selbst wenn ich eine hätte, würde es mir nichts nützten. Nicht nur wegen der Schulter. Frisches Holz brennt nicht wirklich gut, daher würde mir auch ein Abbrechen von Ästen nicht helfen. Ich sammle alles an Ästen und Stöcken die ich finden kann und horchen plötzlich auf. Ich höre das Geräusch von Dämpfern und Metall, als eine erneute Windböe über mich hinweg zieht. Zum einem macht mir das zunehmende auffrischen des Windes sorgen, zum anderen das sich offenbar eine Maschine in der Nähe befindet. Ich bringe das Holz ins Lager, platziere es unter der Plane und sehe mir die lose Ecke an. Sie ist so ausgefranst, dass ich sie nicht ohne weiteres wieder zum Halten bringen werde. Ich muss sie aber befestigen, sonst wird sie keinen Schutz bei Regen bieten. Ich gehe gedanklich mein Inventar durch. Die einzige Option die mir einfällt wäre das Seil, aber das würde ich ungern opfern. Moment, ich habe ja noch den anderen Teil. Aber das bedeutet, dass ich Puschel-Bommel auseinander nehmen muss … Ich hole meine Bastelarbeit aus meiner Tasche und betrachte sie. Eigentlich will ich das Thema nicht aufgeben, aber ich habe jetzt echt Wichtigeres um das ich mich kümmern muss. Traurig nehme ich Puschel-Bommel auseinander. Den langsam riechenden Hasenpuschel entsorge ich mit einem ungekonten Wurf mit der linken Hand. Ich falte die Ecke der Plane, steche ein Loch hinein und ziehe das Seil durch. Anschließend binde ich es an den Baum. Zumindest bleiben meine Sachen und ich nun trocken. Und für den Läufer fällt mir vielleicht noch etwas anderes ein. Bevor ich mich mit dem Feuer machen befasse, gehe ich erstmal dem Maschinen-Geräusch nach. Der Gedanke, dass sich hier in der Nähe womöglich ein Wächter oder so rumtreibt, lässt mir keine Ruhe. Also wieder runter und Ohren gespitzt. Der Fluss übertönt mit seinem Rauschen leisere Geräusche, daher laufe ich vorsichtig in einigem Abstand zum Wasser aufmerksam umher. Nach einigen Metern nehme ich wieder das typische Maschinen-Klimpern wahr. Leise schleiche ich in die Richtung und sehe … Einen einzelnen Läufer. Ich grummle frustriert in mich hinein. Natürlich muss er jetzt, nachdem ich notgedrungen Puschel-Bommel auseinander genommen habe, direkt vor meiner „Haustür“ auftauchen. Schönen Dank auch. Die Maschine scheint irgendwie unruhig, läuft im Kreis und schüttelt immer wieder den Kopf. Ist sie defekt? Oder ist es gar nicht meiner? Im nächsten Moment kommt ein Wächter von der Seite und beginnt seine Patrouillenrunden um den Läufer zu drehen. Ich runzle verwirrt die Stirn. Was ist hier los? Während ich mir die anderen male immer sicher war, dass es der gleiche Läufer ist, bin ich mir jetzt wirklich unsicher. Liegt die Verhaltensänderung an dem Wächter? Oder ist das hier ein „normaler“ Läufer? Zwischendurch war ich mir fast schon sicher, dass ich die Maschine immer sofort erkenne. Nun zweifle ich. Natürlich genau jetzt, wo ich meine Markier-Option zerstört habe. Sobald ich Luft habe, muss ich mir eine Alternative für Puschel-Bommel einfallen lassen. Ich will nicht davon ablassen, auch wenn ich eigentlich andere Sorgen habe. Doch im Augenblick lasse ich Läufer und Wächter hinter mir. Mit meiner lädierten Schulter mache ich lieber keine Experimente. Ich schleiche in die entgegen gesetzte Richtung weg. Ich lasse mich in der Nähe des Flusses nieder und überlege mir, was ich nun am besten mache. Grundlegend habe ich zwar Nahrung, aber ich sollte wahrscheinlich darauf achten, jeden Tag frisches Essen zu besorgen, um fit zu bleiben und meine Vorräte zu schonen. Außerdem sollte ich austesten, wie ich mit der schmerzenden Schulter jagt-technisch zurecht komme. Ich suche mir eine vielversprechende Stelle am Fluss und versuche mein Glück. Und breche direkt beim ersten spannen des Bogens wieder ab. Die Schulter schmerzt wie die Hölle, sobald ich sie belaste. Hauptproblem ist, dass man beide Hände, Arme, Schultern zum schießen braucht; ich habe also keine großen Optionen. Oder? Eine Angel? Nein, dazu müsste ich das Seil nutzen und das will ich nicht. Wie könnte ich noch fischen? Ein Speer? Das wäre eine Möglichkeit … Aber wie gut wird das mit links funktionieren? Ich will nicht zu viel Zeit und Energie verschwenden, aber einen Testlauf möchte ich versuchen. Ich suche mir einen Ast, der möglichst gerade ist und eine angenehme länge hat. Mit einer Scherbe ritze ich eine Kerbe in ein Ende und klemme das Metallstück hinein. Ich grüble hin und her und entscheide mich dann, mit einem Draht das ganze noch zu fixieren. Ich klettere auf einen Felsen, der weit ins Wasser ragt. Unweit steht ein Fisch in der Strömung und ich fixiere ihn. Ich nehme den Speer in die linke Hand und merke, dass es sich nicht gut anfühlt. Das wird schief gehen. Ich wechsle die Hand und bewege die Schulter. Es schmerzt, aber nicht so schlimm wie beim Bogen. Ich kann aber keine schnelle Bewegung machen, weil sie dann wahrscheinlich wieder blockiert wie gestern. Also eher aus dem Handgelenk und dem Ellenbogen Schwung holen … Ich versuche es, verfehle aber mein Ziel, weil der provisorische Speer natürlich nicht unbedingt gerade oder genau fliegt, selbst auf kurze Distanz. Nach mehreren Versuchen und einigen Pausen während denen ich meine Schulter kühle, habe ich endlich Erfolg. Der Fisch zappelt hilflos am Speerende und mir wird wieder flau im Magen. Mir fällt ein, dass ich das kleine Messer habe. Das macht mir das Töten nicht wirklich angenehmer um ehrlich zu sein. Es kostet mich einiges an Überwindung dem leidenden Tier die Klinge in den Kopf zu Stechen. Ich nehme den Fisch vor Ort aus und wasche ihn im Fluss aus. Ich bringe den Fang zu meinem Lager und hänge ihn an den Baum. Die Sonne ist weit gewandert, zu weit für meinen Geschmack. Das alles hat viel zu viel Zeit in Anspruch genommen. Was mir aber mehr Sorgen macht, sind die dichter werdenden Wolken. Vor allem ihre graue Farbe verspricht nichts gutes. Sollte ich Feuer machen? Ich weiß nicht so recht. Wenn es anfängt zu regnen wird so ein kleines Feuer nicht lange überleben und am Ende der Rauch womöglich unter die Plane ziehen und mich im Schlaf ersticken. Wow, sind wir positiv heute … Was mach ich nun stattdessen? Während ich darüber nachdenke knabbere ich etwas Brot und trinke Wasser. Ich beschließe mich etwas in der näheren Umgebung umzusehen; vielleicht finde ich irgendwas. Keine Ahnung was mir vor die Füße fallen sollte, aber vielleicht trifft mich unterwegs der Geistesblitz. Oder wieder ein Stein am Kopf, flüstert es gehässig in mir. Ja, danke. Ich weiß selber, dass meine allgemeine Stimmung nicht die beste ist, aber so deutlich muss ich mich nun auch nicht selber runter machen. Immerhin habe ich einen Fisch mit einem selbstgebauten Speer gefangen. Tschaka, oder so. Aber ich kann nicht leugnen, dass meine Laune ziemlich gedrückt ist. So komplett auf mich gestellt, fühle ich mich überfordert obwohl eigentlich noch gar nichts wirklich passiert ist. Du musstest dich auch noch nie um dich alleine kümmern, säuselt es fies in mir. Die meisten glauben, dass es schwieriger ist sich um jemanden anderen, ein Kind oder so, zu kümmern, aber das stimmt nicht unbedingt. Natürlich hängt das von der jeweiligen Person ab, aber ich habe die letzte Woche zu Hause alleine deutlich gemerkt, dass ich ohne meine Familie Schwierigkeiten beim Alltag habe. Ich bin nicht im Müll versumpft oder stinke wegen mangelnder Hygiene oder so, aber ich habe mich beim Zocken vor meiner Überforderung versteckt. Obwohl es keinen Grund dafür gab sich überfordert zu fühlen. Das schlichte allein sein, niemanden gegenüber Rechenschaft schuldig zu sein oder für jemanden etwas zu tun, hat mich gestresst. Genau wie jetzt. Ich muss mich beschäftigt halten, sonst knicke ich womöglich mental ein und das könnte tödlich enden in dieser Welt. „Beweg dich“, knurre ich mich selbst an. Zum wiederholten Male geht es hinunter. Ich laufe in die entgegengesetzte Richtung zu den Maschinen und sehe mich schlicht um. Ich finde einen Strauch mit Beeren, die ich bereits kenne und daher sicher weiß, dass sie ungiftig sind. Ich pflücke eine handvoll und nasche sie, während ich noch etwas herumlaufe. Ich komme an eine Gabelung und versuche mich zu orientieren. Der eine Weg sollte nach Mutterherz führen, zumindest so grob. Der Geistesblitz trifft mich nicht, dafür der Schreck, als neben mir ein Stein dumpf aufprallt. Was zur Hölle?! Panisch sehe ich mich um und entdecke überrascht Sanyas Vater. Er funkelt mich an, einen weiteren Stein in der Hand. Mit einer energischen Handbewegung macht er mir nonverbal klar, dass ich verschwinden soll. Ich stehe da und blinzle ihn wortlos an. Irgendwie wirkt es anders, wie beim ersten Aufeinandertreffen, als Masha mit dabei war. Er hätte mich mit dem Stein problemlos treffen können, hat er aber nicht. Ich beschließe nicht zu weichen und zu sehen, was passiert. Der Mann gibt ein genervtes Schnauben von sich. Er wendet kurz den Blick ab und scheint etwas vor sich hin zu murmeln. Der Stein in seiner Hand plumpst zu Boden und er fixiert mich wieder. Fast schon lauernd geht er um mich herum und zückt den Scharfschussbogen von seinem Rücken. Mir wird schlagartig anders. Habe ich die Situation falsch eingeschätzt? Mit Masha hatte ich schon Kontakt und habe auch über die Klarträume einiges über sie erfahren, der Mann hier ist für mich ein Fremder. Würde er sein eigenes Fleisch und Blut töten? Sanyas Vater läuft weiter um mich herum, legt den Pfeil auf die Sehne und spannt den Bogen. Ist das sein Ernst?! Mein Herz klopft immer schneller und schneller und ich spüre ein sachtes angstzittern meiner Muskeln. Fassungslos starre ich den Nora an. Er bleibt stehen und starrt zurück. Ich sehe sein angestrengtes Atmen und ein kaum wahrnehmbares Zittern seiner Hand. Und nach einigen Sekunden für einen Moment die Verzweiflung in seinem Gesicht. In dem Augenblick bin ich mir sicher, dass er nicht schießen wird und meine Haltung entspannt sich. Der Mann brummt unzufrieden und entspannt den Bogen wieder. Er packt den Pfeil weg und den Scharfschussbogen zurück auf seinen Rücken. Er schenkt mir noch einen wehleidigen Blick und dreht sich ruckartig um. Ich starre ihm hinterher und mir wird irgendwie schwer ums Herz; oder wohl eher Sanya. Mich übermannen die Emotionen. „Warte!“, rufe ich und bin selber überrascht über die Verzweiflung in meiner Stimme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)